Manuela Schwesig ist mein Vorbild

Louis Fischer

31. August 2017

Roth (DK) Welche Motivation treibt Menschen an, in eine Partei einzutreten? In einer Serie stellen wir Neumitglieder wie Louis Fischer (14) vor. Der Heidecker ist seit Mitte April Mitglied der SPD.

Sein Parteibuch bekam Louis Fischer von Renate Schmidt überreicht. Der Heidecker ist bereits mit 14 Jahren in die SPD eingetreten und nun aktiv im Ortsverband. Louis Fischer ist nicht nur Mitglied der SPD, Beisitzer seines Ortsverbands Heideck und aktiv unterwegs bei Parteiveranstaltungen, Louis Fischer ist vor allem eines – erst 14 Jahre alt.

Für Politik interessiere er sich, seit er zehn sei, erzählt der Junge am Rande einer Jugendpreisverleihung seiner Partei in Roth, wo er die Ehrengäste begrüßen wird. Der erste große Auftritt für den jungen Mann. Damals, 2013, seien die Ergebnisse „irgendeiner Landtagswahl“ über den Fernsehbildschirm geflimmert, von da an hat ihn Politik angezogen. Als er 13 wurde, habe er dann überlegt, sich in einer Partei zu engagieren, „weil ich mir dachte, dass ich auch etwas erreichen und verändern kann“, sagt der etwas schüchtern wirkende, aber engagierte Junge, der mit seinen Eltern und zwei Pflegegeschwistern in Heideck lebt, einer Kleinstadt im mittelfränkischen Landkreis Roth.

Manuela Schwesig als politisches Vorbild

Er habe sich alle Parteien angesehen, erzählt er, neben den Themen sei vor allem die ehemalige Familienministerin Manuela Schwesig ein Grund dafür gewesen, sich die SPD auszusuchen. Er sei also kein Teil des Schulz-Effekts, betont er, nur das Datum spreche dafür, nicht seine Motive. Den aktuellen Kanzlerkandidaten seiner Partei findet er aber „trotzdem gut“, schiebt er hinterher. Was Schwesig in der Familienpolitik vorangebracht habe, imponiere ihm.

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Im Mai nahm Fischer dann sein Parteibuch entgegen – und das nicht von irgendjemandem, sondern von Renate Schmidt, der ehemaligen Bundesfamilienministerin. Das erzählt der 14-Jährige mit leuchtenden Augen. Nur wenige Wochen später wird er als Beisitzer Teil des Vorstands des Ortsverbands.

Und was sind die Pläne eines 14-Jährigen in der SPD? „Vor allem Ideen einbringen, aber ich kann mir auch vorstellen, mehr Ämter zu übernehmen“. Der nächste Schritt sei, die Jusos, die Jugendorganisation der SPD, im Landkreis Roth neu zu gründen, erzählt Sven Ehrhardt, Kreisvorsitzender der Rother SPD. Dabei soll Louis eine tragende Rolle spielen. Theoretisch sieht er Politik auch als sein künftiges Berufsfeld, erzählt Fischer. Er würde auch das Amt des Familienministers annehmen, sagt er verschmitzt.

Jüngestes Mitglied der SPD

Dafür ist Louis auch bereit, sein Leben zu verändern. Bisher ging er auf das nur 15 Minuten entfernte Hilpoltsteiner Gymnasium mit einem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt. Ab September wechselt er allerdings auf das wirtschaftswissenschaftliche Gymnasium nach Wendelstein, was ihm morgens eine eineinhalbstündige Busfahrt beschert. In seinem aktuellen Freundeskreis gäbe es niemanden, mit dem Louis über Politik diskutieren könnte, „und ich habe gemerkt, dass mir sozialwissenschaftliche Themen mehr liegen als Naturwissenschaft“. Und was sagen seine Freunde zu seinem Engagement? „Es gibt Jugendliche, die finden das nicht schlecht, andere können das gar nicht nachvollziehen“, erzählt er. Die Gleichaltrigen an seiner Schule würden sich alle eher nicht dafür interessieren. Auch seine Familie sei weder politisch aktiv noch besonders interessiert, „die waren auch nicht die größten Befürworter meines Parteieintritts, haben sich aber damit abgefunden“.

Zu den großen politischen Themen äußert sich Louis zunächst nur zögerlich. Wirtschafts- und Familienpolitik, das sei seine Welt. Zur Flüchtlingswelle sagt er: „Ich bin keiner, der meint, dass niemand nach Deutschland kommen darf, aber dieses ,alle rein’ war auch nicht o.k.“ Die Ehe für alle findet er gut, „wenn sich Menschen lieben, sollen sie auch heiraten dürfen“. Ein Punkt, in dem er nicht mit seinem Parteiprogramm konform ist, fällt ihm nicht so recht ein.

Alle Parteien angesehen

Wenn er höre, die Jugend sei unpolitisch, was empfinde er da? „Das sehe ich nicht so, aber es engagieren sich zu wenige. Und die Ansichten der Jugendlichen müssen auch gehört werden.“ Fischer war zum Zeitpunkt seines Parteieintritts im April dieses Jahres laut Sven Ehrhardt das jüngste SPD-Parteimitglied Deutschlands. Denn offiziell darf man sich in der SPD erst mit 14 engagieren. Deshalb füllte Louis den Mitgliedsantrag erst am 11. April aus, am 9. des Monats hatte er Geburtstag. Das System der SPD rechnet allerdings nur mit den ersten Tagen des Monats – und schon war Louis mit 13 Jahren in der Partei. 14-Jährige seien in Bayern im ganzen Monat April nicht eingetreten, sogar deutschlandweit nur drei, weiß Ehrhardt.

Politische Vorbilder sind für Fischer Manuela Schwesig oder der Bürgermeister von Heideck, auch, wenn er bei den Freien Wählern ist. „Er ist noch relativ jung und bewegt viel.“ Über die aktuellen politischen Entwicklungen informiert sich Louis – ganz seinem Alter entsprechend – über Fernsehen, Internet und soziale Medien, „ab und zu“ liest er Zeitung. Angesichts des Tatendrangs und des Exotenstatus von Fischer findet es Ehrhardt schade, dass Louis 2020, also zum nächsten Wahlkampf in Bayern, erst 17 ist. „Dann kann er noch nicht auf die Kommunalwahlliste“, bedauert Erhardt, denn die Chancen für Fischer in der Lokalpolitik schätzt er nicht schlecht ein. Vor allem für seinen Ortsverband sei Louis ein echter Gewinn, so Ehrhard, „denn Heideck steht nicht gerade im Ruf, eine sozialdemokratische Hochburg zu sein“.

Doch nun hat Fischer keine Zeit mehr, sich zu unterhalten, er muss noch einmal seine Ansprache durchgehen. Endlich ist es so weit, nach einer kurzen Begrüßung von Ehrhard kündigt dieser den 14-Jährigen als „jüngstes Mitglied der SPD“ an. Und dann steht Louis im Rampenlicht.

SPD/Jusos

Die SPD in Bayern hat momentan 59 165 Mitglieder, das sind 869 mehr als im Jahr zuvor. Das ist aber laut den Genossen nicht die absolute Zahl an Eintritten, da die Austritte mit eingerechnet werden. Die Jusos (Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD) bilden die Jugendorganisation. Aktuell haben die Jusos 6829 Mitglieder, 582 mehr als zum Stichtag 31. Dezember 2016. Mit der Kanzlerkandidatur von Martin Schulz verzeichnete die SPD eine Neueintrittswelle, die Partei wurde mitgliederstärker als die CDU.

DK/dpa
Sophie Schmidt

Text, Bild und Video mit freundlicher Genehmigigung der Hilpoltsteiner Volkszeitung

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